Reiseberichte von Gitti und Pertti

Willkommen bei den Scht.....Hyttynen,
oder... wer schnell rennen kann, den pieksen sie nicht. Finnland 2012, die Erste

Da es hier ja keine Krabben gibt (die blöden Garnelen auf dem Schiff waren wieder so kalt, dass sie sich nicht pulen ließen), habe ich mir gleich zum Ausgleich auf dem Markt in Imatra 1 Liter Herne (FfF = Erbsen) gekauft, und die gepult. Das ist meine finnische Antwort auf die Deutsche Krabbe. Dabei muss man auch hier eine gewisse Technik beherzigen:

Von der Blüte sauber den Faden über die nach innen gebogene Seite hin abreißen. Dann die Schote drehen, an der Naht herunter aufreißen und die Erbsen herausfallen lassen (funktioniert in etwa genauso gut bei jeder 10. Schote NICHT wie bei den Krabben). Und noch eine Parallele: Nachher hat man unheimlich viel Abfall, und das zu verzehrende Pulergebnis ist verschwindend gering. Aber es schmeckt trotzdem wunderbar gut.

Ansonsten ist es wunderbar, wenn der Wind geht, oder es gar leicht regnet. Dann bleiben die Piekser nämlich zu Hause (oder wo auch immer sie sich verstecken) und fliegen nicht nervtötend um einen herum. Vor drei Tagen hat mich irgend so ein Tier immen am Fußknöchel erwischt. Die Stelle ist kaum gerötet, juckt aber höllenmäßig. Da ich aber jetzt sowieso alle Medikamente ja ihrer Packung beraubt und gegebenenfalls abgewaschen habe, konnte die das gute Kühlgel von Aldi gleich in Gebrauch nehmen. Ach ja, ich sage euch, das war nur die erste der Katastrophen, die mich ereilt haben. Aber der Reihe nach:

Endlich, so gegen halb 1 (finnischer Zeit, ich hatte gleich bei meiner Ankunft in Travemünde alle erreichbaren Uhren umgestellt), durfte ich aufs Schiff fahren... aber ich blieb gleich unten auf dem LKW-Deck stehen, weil sich drei Autos vor mir ein toller V7 von Volvo auf der steilen Rampe festgefahren hatte. War auch ein Franzose (wie die 17 ! riesigen Reisemobile, die auch mit mir angestanden hatten); der kam bestimmt aus der Bretagne, jedenfalls nicht aus den Bergen. Was soll ich sagen. Er schaffte es nicht, mitten auf der wirklich steilen Rampe anzufahren; endlich würgte er den Motor wohl ganz ab, und dann ging es fast ungebremst (halt eben so ohne Motor) rückwärts die Rampe wieder runter. 2 Autos vor mir hatte der Fahrer die Dinge auch schon ihren Lauf nehmen sehen und war wohlweislich unten stehen geblieben. Der scherte schnell nach rechts zu den LKWs aus, sonst hätte es ein kleines Pummi gemacht. Ist aber noch mal gut gegangen.

Endlich durfte ich dann auch hoch fahren, mein Auto parken und gleich zur Rezeption marschieren, um dort meine Kabinenkarte umzutauschen. Das hatte man mir gleich bei der Abfertigung erzählt. Oh Wunder, ich kam als Erste in die Kabine und durfte mir mein Lieblingsbett aussuchen, und da es auch schon so spät war hoffte ich doch, alleine die Überfahrt genießen zu dürfen. Dann lege ich meine Schlafklamotten zurecht und begab mich auf Deck 11; auf das große Bier hatte ich mich schon den ganzen Abend gefreut.

 

Dann lief ich, mit meinem Bier in der Hand, langsam über Deck und blieb dann kurz vor dem Fernseher an der Bar stehen. Da lief gerade Fußball bei Olympia. Sagt ein Mann vor mir zu seiner Frau: Schau mal, da spielt Uruguay; dreht sich um und ich denke, mich trifft der Schlag. Sind das Harry und Sirpa. Aber die beiden waren nicht minder sprachlos. Sirpa meinte am nächsten Tag dann, sie hätte erst gedacht eine Erscheinung zu haben und müsste sich schütteln. Nachdem der erste Schreck verklungen war, schüttelten wir uns aber lieber die Hände, wechselten noch ein paar höfliche Floskeln, dann verzog ich mich nach draußen, um noch etwas den Abend zu genießen.

Als ich dann doch endlich ins Bett ging, traf ich eine Frau in meiner Kabine an. Sie streckte mir gleich ihre Rechte entgegen und meinte, ihr Name wäre Petra.

Ansonsten habe ich nicht viel von ihr mitbekommen, außer, dass gleich am nächsten Morgen um 6 Uhr, also nach ungefähr 4 Stunden Schlaf, ihr Handy losweckte, und nicht mehr aufhörte. Schließlich musste ich sie wecken, damit sie ihr Handy rauskramte, und es abstellen konnte. Dann drehte ich mich noch mal für eine Stunde auf die Seite und versuchte zu schlafen. Dann ging mein Wecker los, um halb Acht. Wie ich dann später feststellte, viel zu früh. Die haben nämlich die Zeiten geändert, und Frühstück gibt es erst um 9. Toll, habe auf dem Deck gesessen und die herrliche Morgenluft genossen J

Danach beim Frühstück gab es dann das nächste Schauspiel. Wieder Franzosen (dachte ich zuerst, am nächsten Tag stellte ich dann fest, dass es Belgier waren), Oma Opa, zwei Enkel, so 10 und 6 Jahre alt, versuchten das Frühstück zu bewältigen.

Besonders der Kleine hatte Probleme mit seinem Ei. Er hatte nämlich ein 4-minuten Ei genommen, und da weiß ich aus Erfahrung, das ist praktisch noch ganz flüssig. Nachdem er mit seinem Bruder ein großes Tamtam veranstaltet hatte zum Köpfen des Eis (jeder Jediritter wäre aus Neid erblasst), ging es nun zum Verzehr des selben. Eigentlich wollte er wohl sein Brot rein tunken, konnte sich aber nicht so recht entschließen, wie er das machen soll Schließlich stand der Opa auf, schnappte sich sein Messer und richtete rührend damit ein Massaker in dem Ei an. Die Oma bekam fast einen Kollaps vor Lachen, aber dem Jungen gefiel das und endlich konnte er sein Ei essen.

So hatte der Tag schon wunderbar für mich mit Unterhaltung angefangen; so alleine ist das ja immer etwas blöde am Tisch und man ist für jede Ablenkung dankbar.

 

Nachher setzte ich mich dann ins Lesezimmer und da kam auch schon Sirpa vorbei und wir quatschten ganz nett, bestimmt 2 Stunden lang. Es hatte mich ja schon gewundert, dass ihr Mann dabei ist. Aber ihm hat ein Familientreffen vor 2 Jahren so gut gefallen (vielmehr die finnische Verwandtschaft), dass er jetzt immer mitfährt.

Draußen fuhr derweil ein Segelboot vorbei (laut Sirpa, ich habe mal versucht herauszufinden, was das für ein Schiff ist, konnte aber nichts finden, auch wenn es unter norwegischer Flagge segelt).

Den Rest des nachmittags versuchte ich dann zu schlafen, konnte aber trotz meiner Müdigkeit keinen Schlaf finden. Nach dem Abendessen (leider waren die belgischen Jungs zu meiner Unterhaltung nicht erschienen) gönnte ich mir zu meiner Lektüre noch ein Buch und dann begab ich mich recht früh ins Bett. Als ich in die Kabine kam, lag Petra schon bei laufendem Fernseher im Bett und schlief. Also schaute ich noch ein wenig Olympia, störte ja keinen. Außerdem ließen schräg nebenan ein paar LKW-Fahrer die Sau raus.

Am nächsten Morgen mussten wir dann nicht so früh aufstehen, wir kamen ja erst um 8 Uhr an.

Das Durchfahren des Zolls klappte problemlos... was hätte ich wieder mitnehmen können (u. a. vielleicht Glühwein, den habe ich doch glatt vergessen), und dann ging es gleich los in Richtung Kouvola.

Und dann die erste Katastrophe: im Prisma gab es KEIN Mölkky, nur eines für Junioren. Das ist so ein Mittelding zwischen dem normalen und dem kleinen Tupamölkky. Leider suchte ich mir einen jugendlichen Verkäufer aus und fragte ihn, ob es denn keines mehr gäbe. Das stürzte ihn fast in Verzweiflung in dem Bemühen, mir behilflich zu sein. Er hätte mir alles verkaufen können, dabei wollte ich doch nur ein ordentliches Spiel. Nachdem wir das Thema ausgiebig aber unerquicklich erörtert hatten, ging er befreit zu Auffüllung seiner Saftregale zurück. Also lud ich so ein Juniorspiel in meinen Wagen, besser so eines als keines.

Nachdem ich aber die neu gestaltete Ausfahrt vom Prisma (man darf jetzt nicht mehr über den Fußgängerweg abbiegen) beweltigt hatte; man fährt ins Parkhaus rein, eine kleine Runde und dann ordentlich wieder raus zur Ampel, beschloss ich, nach nebenan zum K-Market zu fahren. Da gab es praktisch keine Autos, auch keine einkaufenden Leute, aber noch ein schönes Mölkky für mich, hurra. Und Abwurfframes gab es auch, also nahm ich die gleich mit.

Dann weiter auf der Strecke bis nach Imatra. Ich dachte mir, ich könnte Olga bei der Arbeit überraschen (das ist die hier vom Campingplatz, die nicht alleine in den Wald geht weil sie Angst hat, von einem Bären gefressen zu werden), aber im dortigen Prisma konnte ich sie nicht finden. Also wieder weiter bis nach Ruokkee.

Ja und da wartete gleich beim Abholen des Schlüssels die nächste Überraschung für mich.

Nachdem Papa Pentti mich gleich in seine Arme geschlossen hatte (die Auftauaktionen unseres Autos im Winter können nicht so schrecklich gewesen sein) übergab mir Mika den Schlüssel mit den Worten, dass ich wohl doch am Wochenende umziehen müsse, obwohl....

dann begann er laut zu denken (zur Erklärung: Am Wochende ist eine riesige Feier, zu der die ganzen Nobelhütten gebucht sind. Das ist u.a. die Hütte 9, in der waren wir ja im Winter. Zwischen der und unserem Haus Nummer 22 steht eine einfache Hütte mit der Nr. 8, in die sollten wir dann ziehen, etwas weiter von allem entfernt steht die Hütte Nr. 21, die ist so wie unsere. OK?). Also die aus Haus Nummer 9 sollten in Hütte Nr. 22 ziehen, wie aus 22 in die Hütte nr. 8 und Haus Nr. 9 wäre für die Gäste frei. Aber: Haus Nr. 21 ist anscheinend frei gewesen, also wollte er die Leute aus 9 fragen, ob sie auch in das weiter entfernte haus Nr. 21 ziehen würden, dann könnten wir in unserem Haus bleiben. Aber: er hat keine Telefonnummer von den Leuten aus Haus Nr. 9, also muss er eine Email schreiben (mir ist sowieso unklar, wie das bei den alles immer so toll klappt, die Buchführung findet in einem Rechenheft A4 mit Bleistift statt, übrigens auch die Verwaltung der Saunenzeiten). Also riet er mir, nur das Nötigste aus dem Auto auszuräumen, und so lebte ich drei Tage aus dem Karton was echt blöde ist, weil ich dauernd was suchen gegangen bin.

Nachdem ich dann das Notwendigste ausgeräumt hatte, begab ich mich gleich in die Beeren, damit ich auch für das erste Frühstück versorgt war. Und das ist in diesem Jahr überhaupt kein Problem, es ist alles reichlich im Angebot.

Dabei stach mich aber auch gleich so ein nettes Tier neben den Innenknöchel am Fuß und ich brauchte die Spezialsalbe aus der Rotkreuzkiste. Dabei fiel mir dann auf, dass da irgendwie Waschcreme an einer Tube war. Und dann wurde die Ahnung zur Bestätigung. Ich hatte den Auffüllbeutel meiner Waschcreme nicht richtig zugeschraubt, es war eine endliche Menge ausgelaufen und ich konnte alle Umverpackungen wegwerfen und alle Medikamente erst einmal einer Waschung unterziehen. Und den Karton habe ich dann leider auch entsorgen müssen, dabei war das so ein schöner Karton aus der Druckerei. Hat aber insofern seinen Dienst getan, als er alles Ausgesuppte prima in sich behalten hat (im Gegensatz wohl zu meiner alten Schwester J). Nun müssen alle Sachen erst mal in einer Tüte Platz nehmen.

Und ich werde in Ruhe das tolle Wetter und das Wochenende genießen.

Liebe Grüße erst mal

Gitti
Powered By Website Baker