Reiseberichte von Gitti und Pertti

Finnland 2012 – die Vierte

Von furchtlosen Tieren und einem Mölkky-Trauma

Also: wisst ihr, es ist ja schon schlimm genug, dass man nicht in den Wald gehen soll, weil da die wilden Bären kommen und einen fressen sollen. Aber das hält einen natürlich trotzdem nicht ab, die wunderschönen Pilze sammeln zu gehen. Da nimmt man alle Mühen auf sich (Schiefhals – da man während dem Fahrrad fahren die Seiten kontrolliert; böse Stiche von Mücken und Ameisen; neue Verletzungen – hatte ich glaube ich gar nicht erzählt: nachdem der Fuß wieder „begehbar“ war beschlossen wir, mit dem Rad in die Nähe des Bahnhofs zu fahren und Muikkua (diese kleinen Fische) zu kaufen. Gesagt getan.... nur haben sie beim Himbeerpfad neuen Sand aufgeschüttet. Sand heißt hier: Gober Sand mit dicken Kieseln drin. Also mussten wir die Räder den Himbeerpfad runterschieben. Taten wir auch. Dann unten war durch die Regenfälle so viel Sand angeschwemmt worden, da mussten wir auch schieben, radeln unmöglich. Dann den nächsten hohen Berg hoch (da ist man dann fast am Bahnhof). Da halten wir immer an. Da gibt es zur Belohnung einen Schluck aus der Pulle und ein Bonbon. Da bemerkt Pertti, dass er wohl seinen Tacho verloren hat. Wir wägten die Tatsachen gegeneinander ab (1 gemeinsam Fische kaufen, gemeinsam den gleichen Weg – oh näh, nicht wieder schieben, diesmal ja auch noch Berg hoch – 2. ich fahre alleine weiter und den langen Weg hinten zurück – Pertti kehrt um und sucht den Tacho; 3. ich fahre weiter, Pertti geht suchen und findet hoffentlich den Tacho und wir treffen uns irgendwo). Schließlich beschlossen wir Variante 1. Also ging es gemeinsam weiter, aber nicht über die Gleise, sondern parallel dazu weiter. Tja, und da hatten sie auch dieses Sand/Kieselgemisch aufgeschüttet und einen leichten Berg hoch stieg ich nicht ab und da, an einem dicken Kiesel verriss es mein Rad und ich knallte hin. Ich klemmte das Rad so toll in mich ein, dass Pertti mich befreien musste. Bilanz: linker Ellenbogen aufgeschlagen, linkes Knie verdreht und Prellungen an der ganzen linken Seite. Also schoben wir die Räder weiter bis zum Fischgeschäft, kauften ein und fuhren dann über den Bahnhof zurück. Wir mussten ja die gleiche Strecke zurückfahren, um den blöden Tacho zu suchen. Und was soll ich sagen: Ich hätte das Ding nie gefunden (bin ja auf gelbe Pfifferlinge und braune Steinpilze geeicht). Keine 10 m von der Stelle entfernt, wo wir den Verlust bemerkt hatten, fand Pertti es auf der Straße. Nun waren wir aber ja schon auf dem Heimweg, ich hatte keine Lust, noch zusätzliche 7 km fahren zu müssen, und so schob Pertti beide Räder den Himbeerpfad hoch. Mit vielen Pausen schaffte ich auch dann den Heimweg und die vielen guten Bäder im See heilten schnell die neuen Wunden.

Aber letzte Woche, das war wirklich der Oberhammer. Wir beschlossen, einmal wieder Himbeeren und Pilze sammeln zu gehen. Die Himbeeren waren kein Problem (abgesehen von meinen Schäden im Gebüsch die aussahen, als hätte ein Elch auf der Stelle durchgedreht), wirklich sehr gute Ware und das noch so spät im Jahr. Aber dann fuhren wir unseren üblichen Weg entlang und wunderten uns, keine Pilze zu finden. Plötzlich kam uns ein Auto entgegen, drin ein griesgrämig dreinblickender Mann mit offenem Fenster, der noch nicht mal grüßte. Wir fuhren dann ja seine Spuren weiter und was soll ich euch sagen: fand ich doch eine Masse ausgerupfter Rotfußröhrlinge, die nicht für gut befunden worden waren und einfach wieder auf die Seite geworfen wurden. Und das auf der ganzen Strecke! Da war das doch glatt ein Pilzesammler im Auto. Also die werden ja immer dreister. Und unsereins quält sich mit Rad und zu Fuß durch den Wald. Kein Wunder, dass den kein Bär fressen will!

Gestern wollten wir nun eigentlich nach Savonlinna fahren, aber das finnische Wetter machte uns mal wieder einen Strich durch die Rechnung. Anstatt dem angesagten Sonnenschein gab es viel Wind und Nieselregen. Also blieben wir lieber zu Hause und hofften auf besseres Wetter. Gerade als wir doch wieder einmal zu einer Beeren- und Pilzesammelaktion am See entlang aufbrechen wollten, kam Mari vorbei und meinte, gegen 17 Uhr würden die Verkäufer aus Savonlinna kommen und wir könnten uns den Wohnwagen anschauen (ich glaube, ich hatte noch nicht erzählt, dass direkt neben Oma und Opa, in bester Lage, ein Wohnwagen zum Verkauf steht. Die Leute sind aus Savonlinna und haben sich ein Mökki irgendwo an einem See gekauft und brauchen jetzt natürlich den Wohnwagen nicht mehr. Ich war schon die ganze Zeit um dieses Ding herumgestrichen). Maris Worte brachten Pertti völlig aus dem Konzept. Er denkt ja immer gleich ganz negativ und meinte, die Leute würden uns das Ding gleich aufschwätzen und außerdem bräuchten wir doch keinen Wohnwagen in Finnland und außerdem....... er hat ja eigentlich recht, aber träumen darf man doch mal und mal anschauen, oder?). Auf jeden Fall ging das so die ganzen 2 Stunden im Wald weiter. Danach hatte ich zwar wieder eine Menge Beeren und Pilze gesammelt, war aber emotional am Ende.

Rechtzeitig machten wir uns dann aber doch zum Besichtigungstermin auf den Weg, und ich kannte die Leute doch vom Sehen und sie uns auch. Wussten, dass wir jahrelang nebenan mit unserem Caravan gestanden hatten. Gott sei Dank konnte die Frau auch etwas Englisch, so ging die Verständigung gut voran. Der Wohnwagen ist natürlich ein Traum. Gut, die weiße Lederrundsitzgruppe ist nicht so ganz mein Geschmack, aber das Ding ist natürlich riesig, toll eingerichtet und mit vielen Extras. Es hat ein Winter- und ein Sommervorzelt und die fertig montierte Terasse mit Seeblick, und natürlich Oma und Opa gleich nebenan (man wird doch mal träumen dürften, oder, jedenfalls war Pertti auch hin und weg (jeder der mal was Genaueres darüber wissen will: Hobby Excelsior 610 Uf).

Nach der Besichtigung mussten wir dann ja trotzdem noch Mölkky spielen und das war dann zu viel für Pertti. Abgesehen davon, dass ich momentan wirklich wurftechnisch supergut drauf bin, bekam er gestern keinen Fuß auf den Boden. Er konnte noch so weit in Führung liegen, ich holte mir den Frame dann doch noch irgendwie (inzwischen kann ich die Sommerwertung praktisch nicht mehr verlieren).

Heute, nach unserem Besuch in Savonlinna vereinbarten wir dann, dass ich es einmal ohne Doping probiere (Glas Rotwein zum Spiel). Hat aber auch nichts genutzt. Habe auch den heutigen Spieltag gewonnen. So gibt es jetzt den Rotwein verspätet zum Abend und ich kann damit die kleinen Obstfliegen fangen, die wir in den letzten Tagen leider doch noch ins Haus geschleppt haben.

Apropo Tiere:

Am Hafen von Savonlinna haben wir wieder einmal Lörtsy gegessen (das sind warme Teigtaschen, so wie Apfeltaschen, ich würde aber sagen, das ist Brandteig, oder so etwas ähnliches, meines war gefüllt mit einem Lachs-Reisgemisch, Perttis mit Fleisch-Reis). Dazu gab es einen Kaffee, klar. Schon als wir uns an den Tisch setzten, kam eine Armada Spatzen herbei. Sie wurden immer dreister und flogen dann sogar auf den Tisch. Es war ihnen völlig egal, ob man sich bewegte, sie rückten immer näher. Schließlich konnte ich sie sogar gleichzeitig mit dem Rand füttern und fotografieren. Man kam sich echt vor wie bei Hitchcock. Vor allem lauerten im Hintergrund riesige Möwen, aber nicht auf den Rand, sondern auf eine unaufmerksame Möwe. Aber es ist alles gut gegangen. Dann bestaunten wir noch die neu angelegte Uferpromenade. Savonlinna hat sich echt herausgeputzt. Dann kauften wir noch bei Lidl ein (der Kühlschrank war echt leergefegt), versuchten ein Ehepaar aus Lüneburg zu überreden, nach Ruokkee zu fahren (sie brauchten nach viel Pampa mal zwei Tage Ruhe) und dann ging es nach einem Tankstop (die spinnen die Finnen bei den Benzinpreisen..... aber wenigstens behalten sie die Preise einige Tage bei) über die hochgezogene Brücke und  die alte Straße (hier ein Film dazu) über den Punkaharju zurück nach Ruokkee.

Schade, nur noch zwei Tage, dann ist der Urlaub schon wieder vorbei.

Lieben Grüße

eure Gitti und Pertti

 

 


Nachtrag:

Hatte ich euch eigentich schon erzählt, dass wir dieses Jahr einen neuen Herd bekommen haben in der Hütte? Aber den hatten sie so hoch gehängt, dass ich nur mit einer Leiter in den Topf hätte schauen können. Gott sei Dank war das Regalbrett aber an so Leisten aufgehängt, also machte ich die in die tiefstmöglichn Löcher, nun kann ich RELATIV bequem beim Kochen in den Topf schauen. Aber das Beste ist der Abtropfschrank. Seit den drei Jahren, in denen wir uns in dieser Hütte befinden rege ich mich auf, dass der Schrank viel zu weit nach rechts hängt. Ich spüle immer ein paar Sachen, trete dann auf die Seite, mache den Schrank auf, lege die Sachen rein, Schrank wieder zu, weiterspülen. Gestern nun gleitet mir die Tür aus der Hand und geht ganz nach links auf! Ich Blödi habe nie bemerkt, dass man die Türe so weit aufmachen kann und so halt beim Spülen gleich die Sachen reinstellen kann. Eben beim Spülen war ich so in meiner alten Tätigkeit gefangen, dass ich schon ein paar gespülte Teller wie nach der alten Masche hingelegt hatte um sie erst später in den Schrank zu räumen. ECHT komisch mit so alten Gewohnheiten, oder?

 

 

 

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