Reiseberichte von Gitti und Pertti

Ein ganz normales Wochenende

So wie in Deutschland auch: Kaum naht das Wochenende, fährt der gemeine finnische Dauercamper zu seinem Wohnwagen. So wurden die Zelte wieder geöffnet, die Sauna angeheizt, das Grillbesteck herausgeholt, das Bier kalt gestellt.

Der Samstag Vormittag wurde dazu genutzt, den Wohnwagen zu waschen (man muss sich ja langsam auf den Winter vorbereiten), den Reifen an der Sackkarre wieder aufzupumpen (es ist so mühselig, das Holz für den Grillabend so herbei zu schleppen), und die Kiefernzapfen auf die Seite zu fegen (anstatt Rasen mähen). Das ist übrigens viel angenehmer. Erstens ist es nicht so schlimm, wenn man das mal eine Woche nicht macht, dann liegen halt ein paar Zapfen mehr herum, außerdem kann man diese Tätigkeit zu jeder Tages- und Nachtzeit ausüben, da sie keinen nennenswerten Lärm verursacht.

Den Nachmittag verbringt man dann gemütlich am Strand, geht ab und zu ins Wasser, trinkt zwischendurch einen Kaffee und genießt die freie Zeit.

Doch dann naht der Abend.

Die netten Deutschen haben nun doch ohne Sackkarre genügend Holz angeschleppt und schon ein munteres Feuerchen entzündet. Darauf soll das lange geplante und vorbereitete Abendessen zubereitet werden. Heute gibt es Lachs und einen großen Salat dazu. Dafür werden wir von den Finnen immer bestaunt. So etwas gibt es bei ihnen nicht. Um Salat und Lachs zu essen geht man zu Pentti ins Restaurant. Aber dazu später mehr.

Höflich kommen die anderen hinzu und schauen einem beim Essen zu und wundern sich über diese bekloppten Deutschen. Aber das kennen wir ja schon.

Da unser Freund Jorma vor drei Monaten geheiratet hat und sich einfach freute, uns nach einem Jahr endlich wieder zu sehen (und überhaupt, weil der Finne irgendwie einen Grund braucht zu trinken), brachte er eine Flasche chilenischen Erdbeersekt, produziert in Schweden, herbei, die leider nicht gut genug gekühlt war und so beim Öffnen die Hälfte schon hervorsprudelte (eigentlich Gott sei Dank, das Zeug war natürlich ganz schön süß). So gab es für jeden nur ein kleines Glas (wir hatten ja schon beim Mölkkyspiel die Ration Rotwein zu uns genommen).

Inzwischen waren wir mit dem Essen fertig und ein weiteres Ehepaar kam hinzu, die ich schon vom letzten Jahr kannte. Eigentlich wollten die beiden, wie es hier üblich ist, nur ihre Makkara (Grillwurst) essen (ich muss mal den alten Bericht einbinden wo ich beschreibe, wie man hier üblicherweise Wurst isst). Stattdessen holte er Mann sein Akkordeon aus dem Auto und spielte uns die wunderschönsten Lieder vor, langsame Walzer, Jenkki und natürlich auch finnischen Tango. Zum Schluss spielte er natürlich die „Nationalhymne“ von Finnland, das Lied „Satumaa“ und alle wunderten sich, dass ich das mitsummen konnte. Klaro, kein Problem für mich, war schnell erklärt (Gott sei Dank können Jorma und Sirpa in der Not mit Englisch aushelfen).

Dann endlich gab es Wurst und dazu kramten sie eine kleine Flasche Kognak aus. Aber da hatten wir ja natürlich etwas viel besseres zu bieten. Also lief ich zurück zum Auto und kramte die Bohnensuppe heraus, füllte etwas in den Krug ab, stellte genügend Löffel und Gäser bereit und tauchte damit wieder bei der Gruppe auf. Das gab natürlich ein riesiges Hallo. So etwas haben sie ja noch nie probiert. Dem Getränk wurde auch reichlich zugesprochen.  Dann wollte sich Jorma aber auch nicht weiter lumpen lassen und brachte eine Flasche Baccardi-Pflaume, die er mit Sprite mischte. Abenteuerliche Mischung, aber lecker. Uns graute schon vor dem nächsten Tag. Den anderen wohl auch, denn zur besseren „Verdauung“ wurden die nächsten Grillwürste hervorgeholt und mit ordentlich viel Senf und Ketchup (brrrr) verspeist.

Inzwischen tobte auf der anderen Seeseite ein stundenlanges Gewitter, wir konnten immer wieder die tollen Blitze sehen. Darüber kamen wir dann in ein Streitgespräch, wie denn wohl die zahlreichen Sterne am Himmel heißen und dass wir alle unabhängig voneinander am Freitag Abend Sternschnuppen beobachtet hatten.

So ging der wunderschöne Sommerabend vorüber und ehe wir uns versehen hatten, war es schon halb eins. Also kramten wir unsere Siebensachen zusammen und begaben uns mit der Gewissheit nach Hause, den Sonntag zur Pflege des gestandenen Katers nutzen zu müssen.

– Also ein ganz gewöhnliches Wochenende in Finnland auf dem Campingplatz !

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